Diakonie/Francesco Ciccolella

Unabhängige Regionale Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt

Verbund Nord-Ost nimmt für evangelische Kirche und Diakonie die Arbeit auf

13.03.2025

(Berlin/Brandenburg/Hamburg/Kiel/Schwerin, ck/cvk) Eine neu gebildete Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt (URAK) im Verbund Nord-Ost nimmt aktuell die Arbeit auf. Die Kommission wird gebildet aus Vertreterinnen und Vertretern betroffener Personen, von Landesregierungen berufenen Mitgliedern und solchen aus Kirche und Diakonie. Sie hat die Aufgabe, unabhängig institutionelle Aufarbeitung von Taten sexualisierter Gewalt in den beteiligten Landeskirchen und Diakonischen Werken im nord-ostdeutschen Raum anzuregen, zu befördern, zu begleiten und zu evaluieren.

 

Besetzung und Konstituierung der URAK Verbund Nord-Ost

Nach einer initialen digitalen Vernetzung aller Kommissionen und ihrer Mitglieder bundesweit am 10.03.2025 unter Leitung der Fachstelle Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird sich die URAK Verbund Nord-Ost am 30.03.2025 zu einer ersten konstituierenden Kommissionssitzung zusammenfinden. Bei dieser Sitzung wird der Vorsitz gewählt.

Folgende Personen sind als Mitglieder für die Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission Verbund Nord-Ost berufen:

Unterstützt und organisatorisch begleitet wird die URAK Verbund Nord-Ost von einer unabhängigen Geschäftsstelle unter der Leitung von Manuel Stadtmüller (B. Sc. Psych.), mit Erfahrung in forensischer Nachsorge, Organisationsentwicklung und der Arbeit mit vulnerablen Personengruppen. Er ist eine von Kirche und Diakonie unabhängige Kontaktperson für von sexualisierter Gewalt betroffene Menschen im Bereich der URAK Verbund Nord-Ost.

Die der URAK verbundene Betroffenenvertretung für den Verbund Nord-Ost trifft sich zeitnah und regelmäßig. Die URAK-Delegierten aus ihrem Kreis berichten zurück und beraten weiter. Die Vertretung ist stets ansprechbar für weitere betroffene Menschen, die sich melden.

 
Aufgaben der URAK Verbund Nord-Ost

Die Kommission arbeitet transparent und ermöglicht eine systematische sowie auf regionale Faktoren fokussierte Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt. Sie stellt die unabhängige und transparente institutionelle Aufarbeitung sicher und ergänzt diese. Nähere Aufgaben sind eine systematische quantitative und qualitative Erhebung und Analyse von Fällen sexualisierter Gewalt und der Strukturen, die diese ermöglicht haben. Aus der Arbeit der Kommission sollen auch Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Prävention und Intervention entstehen.

Die Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission kann auch unabhängig betroffene Menschen anhören. Diese können im Rahmen individueller Aufarbeitung Beschwerden an die Kommission richten, damit diese im Kontakt mit der jeweiligen Institution auf eine angemessene Lösung hinwirkt. Im Fokus der Arbeit steht die Betroffenenperspektive.

 
Wirkungskreis der URAK Verbund Nord-Ost

Den Trägerkreis der URAK Verbund Nord-Ost bilden die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sowie die Diakonischen Werke Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, die Diakonie Hamburg und das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO).

Insgesamt werden in Deutschland neun Kommissionen in meist länderübergreifenden Verbünden von evangelischer Kirche und Diakonie gebildet. Mehr Informationen dazu finden Sie weiter unten.

 
Stimmen zum Start der URAK Verbund Nord-Ost

„Ich sehe in den URAKs die Chance einer unabhängigen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie, um unter anderem durch eine adäquate Beteiligung Betroffener einen notwendigen strukturellen Veränderungsprozesses hin zu einer transparenten und unabhängigen institutionellen Prävention zu fördern.“
Udo Wölkerling, Kommissionsmitglied, Therapeut und Berater, Hilfen bei sexualisierter Gewalt, im Ruhestand

„Acht Jahrzehnte schwerster Straftaten, von Missbrauch bis hin zu Menschenhandel, in allen kirchlichen und diakonischen Einrichtungen und Kontexten in fünf Bundesländern müssen aufgearbeitet werden. Mit sieben Ehrenamtlichen wird das nicht möglich sein. Als Betroffenenvertreter werde ich dafür kämpfen, dass die URAK nur der Anfang dessen ist, was endlich passieren muss.“
Linus Loewe, Kommissionsmitglied, Delegierter der Betroffenenvertretung Nord-Ost

„Ich sehe in der Arbeit der URAKs die Chance zur Untersuchung von Ursache, Ausmaß und Folgen von sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche und Diakonie, sowie als Beitrag zur Verbesserung von Schutz- und Präventionsmaßnahmen.“
Holger Stuhlmann, Kommissionsmitglied, Vorsitzender des Vorstandes des Kinderschutzbund Landesverband Hamburg


Hintergrund

Die bundesweite Gründung von Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen wurde durch die Evangelische Kirche und die Diakonie initiiert. Alle neun Aufarbeitungskommissionen arbeiten nach einem gemeinsamen Standard, der zwischen der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie der Diakonie Deutschland Ende 2023 in einer gemeinsamen Erklärung festgelegt wurde. So soll nach Veröffentlichung der Aufarbeitungsstudie „ForuM“ (2024) die systematische Aufklärung und unabhängige Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie weiter intensiviert und regional fortgesetzt werden.

Die Mitglieder der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen setzen sich aus Betroffenen, Expert*innen, die gesellschaftliche Verantwortung tragen, sowie Vertreter*innen der Landeskirchen und Landesverbänden der Diakonie zusammen. Um die Unabhängigkeit der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen zu gewährleisten, dürfen weniger als 50 Prozent der Mitglieder Beschäftigte der evangelischen Kirche oder der Diakonie sein oder einem ihrer Gremien angehören. Die Mitglieder der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen aus dem Kreis der Betroffenen werden durch die Betroffenenvertreter*innen selbst benannt. Die Benennung der externen Expert*innen erfolgt unabhängig durch die jeweiligen Landesregierungen.

Informationen und Links zum Dokument der Gemeinsamen Erklärung und zur Auslegungshilfe erhalten Sie auf der EKD-Seite zur Gemeinsamen Erklärung.


Ansprechpartner:innen für Rückfragen zu dieser Presseinformation:

Charlotte von Kielmansegg
Pressesprecherin Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Georgenkirchstraße 69
10249 Berlin
Telefon: 030 24344 382
presse@ekbo.de

Manuel Stadtmüller
Leiter der Geschäftsstelle der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission Verbund Nord-Ost
Teefon: 0151 72609191
info@urak-nord-ost.de

 

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