2024 in unseren Arbeitsfeldern
Das Jahr aus Sicht der Arbeitsbereiche
KINDERTAGESEINRICHTUNGEN UND GANZTAG
Kinderrechte im Brandenburger Bildungsplan und neue Anforderungen in Berlin
Wo noch immer Finanzierungs- und Rechtsfragen die Brandenburger Kita-Träger beschäftigen, bisher keine neue Kita- Gesetzesnovelle am Horizont erscheint, wo Neuwahlen und Rechtsruck die diakonischen und kirchlichen Träger Sorge bereiten, schauen wir für die Brandenburger Kitas an dieser Stelle auf eine Erfolgsgeschichte in 2024:
Brandenburg hat einen neuen Bildungsplan für Kindertageseinrichtungen. Dieser wurde am 29. Juli 2024 vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) veröffentlicht und gilt seit dem 1. August 2024 für alle Krippen, Kitas und Horte im Land. Unsere Diakonie hat den Arbeitsprozess eng beteiligt. Das Besondere: Erstmals werden Kinderrechte als Grundlage für kindliche Entwicklungs- und Bildungsprozesse in den Mittelpunkt gerückt.
Der Bildungsauftrag wird anhand von Alltagssituationen entwickelt. Der Bildungsplan beschreibt aber auch klassische Bildungsbereiche wie Sprache, Mathematik und Ästhetik und löst damit die Grundsätze elementarer Bildung, die erstmals 2004 erschienen sind, ab. Für die Neuauflage des Bildungsplans haben wir uns stark gemacht und den Prozess intensiv begleitet.
Ein neues Berliner Bildungsprogramm sollte in 2024 auch in die Berliner Kitas einfließen. Einzelne Kapitel lösten bei Vorveröffentlichung jedoch politische Kritik aus, so dass an dem Bildungsprogramm weitergearbeitet wird. Wir setzen uns an dieser Stelle ein und fordern nun eine Neuauflage. So machen wir uns für Religiöse Bildung als einen Bildungsbereich im Bildungsprogramm stark.
Die Berliner Kindertagesstätten und Kita-Träger wurden in 2024 mit einer Reihe von neuen fachlichen Anforderungen konfrontiert, wie der Einführung des neuen Berliner Teilhabe- und Förderplans für die Beobachtung, Dokumentation und Förderung der Kinder mit Behinderungen und die ab Sommer geplante schrittweise Einführung eines neuen Beobachtungs- und Dokumentationsinstruments (BEO-KIZ) für alle Kinder als Ersatz für das Sprachlerntagebuch. Damit diese fachlichen Weiterentwicklungen in der Kita-Praxis auch zum Tragen kommen, müssen sie gut begleitet und durch die Bereitstellung von Ressourcen durch das Land Berlin unterstützt werden. Mittelbare pädagogische Arbeitszeit (mpA-Zeit) braucht Anerkennung!
Knappe Kassen und kein Kita-Ausbau
Unter den Kürzungen des im November 2024 beschlossenen Berliner Nachtragshaushalt leidet auch der Kita-Bereich: das einzusparende Gesamtvolumen von 20 Millionen EUR für Kita-Ausbau und -Sanierung ist schmerzlich. Zwar sinkt auf der einen Seite der Bedarf – in Berlin leben mittlerweile weniger Kinder im Kita-Alter – so halten diese Kürzungen aber auch vor, bestehende Plätze wegfallen zu lassen. Für unsere Träger stellt sich hier eine enorme Herausforderung, die in den letzten Jahren getätigten Investitionen in die Kitas zu sichern, nach Möglichkeiten von (Re-)Finanzierung zu schauen, als auch mehr noch in den qualitativen Wettbewerb untereinander zu treten.
Astrid Engeln
Leiterin des Arbeitsbereiches Kindertageseinrichtungen
und Geschäftsführerin des Verbandes Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder (VETK)
Arbeitsbereich Kindertageseinrichtungen und Ganztag
Der Verband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder (VETK) vertritt als Fachverband im DWBO die Interessen von 128 evangelischen Trägern von Kindertagesstätten und Horten. Jedes 10. Kindergartenkind in Berlin und Brandenburg besucht damit eine der insgesamt 480 diakonischen Einrichtungen.
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ALTENARBEIT UND PFLEGE
Knappe Kassen und Digitale Assistenten
Im Jahr 2024 setzten wir unsere Bemühungen fort, die Mitgliedseinrichtungen im Bereich Digitalisierung, Personalgewinnung und finanzielle Anpassungen zu stärken.
Die Langzeitpflege befindet sich in einem bedeutenden Wandel hin zur Digitalisierung. Ein zentrales Thema ist die Telematikinfrastruktur, deren verpflichtende Anbindung bis zum 1. Juli 2025 erfolgen muss. Neben der Telematikinfrastruktur gewinnen auch andere digitale Lösungen wie sprachgestützte Pflegedokumentation, Pflege-Apps, Telemonitoring und KI-gestützte Assistenzsysteme an Bedeutung. Diese Technologien verändern die Arbeitsbedingungen in der Pflege erheblich, erfordern jedoch eine entsprechende Planung und Finanzierung von Personalstellen sowie die Integration digitaler Kompetenzen in Aus- und Weiterbildung. Auch die Themen Datenschutz, Cybersicherheit und entsprechende Notfallpläne gewinnen an Bedeutung.
Die Gesetzesanpassungen und die Weiterentwicklung der Ansprüche an die Leistungserbringung erfordern eine Anpassung der Rahmenverträge. In beiden Bundesländern verhandeln wir diese mit Nachdruck.
Der Aufwand und die Komplexität von Verhandlungen für Verträge, Vergütungsvereinbarungen und Ergänzungsvereinbarungen hat sich in den letzten Jahren in der Pflege erheblich erhöht. Aufgrund unzureichender Personalausstattung und Organisationsstrukturen bei den Kostenträgern, sind Verzögerungen bei der Antragsbearbeitung üblich. Über die LIGA Brandenburg konnten wir auf dieses Problem gegenüber dem Ministerium und der Landespolitik hinweisen. Veränderungen sind jedoch nur in geringem Umfang feststellbar.
Die Ausbildung von Pflegefachassistent*innen ist ein wesentlicher Bestandteil der erfolgreichen Umsetzung der Personalbemessung nach §113c SGB XI. Die sichere Finanzierung dieser Ausbildung ist entscheidend, um den Anforderungen gerecht zu werden. Durch das Ende der »Ampel-Koalition« auf Bundesebene konnten wichtige gesetzliche Regelungen wie z. B. eine Umlagefinanzierung nicht erreicht werden. Trotz weiterer Anstrengungen auf Landesebene und der Mitglieder vor Ort bleiben die Ausbildungszahlen hinter den Erwartungen zurück, was die Relevanz von Weiterbildungswegen und finanzieller Unterstützung unterstreicht.
Der EVAP führte zahlreiche Gespräche mit Politiker:innen und Verwaltung, um die Auswirkungen der Haushaltskürzungen zu adressieren. Die Kürzungen werden auch in Zukunft eine Herausforderung darstellen, da für das kommende Haushaltsjahr weitere Einsparungen drohen. Wir arbeiten intensiv in verschiedenen Gremien, um die Pflege und die Arbeit mit älteren Menschen sichtbar zu machen. Ende des Jahres startete die Social-Media-Kampagne »Auch Du brauchst Pflege! Irgendwann.« Und erzielte mit prominenter Unterstützung große Aufmerksamkeit. Ein Höhepunkt des Jahres war die Mitgliederversammlung. Sie bot eine Plattform für den Austausch mit bedeutenden Gästen aus Politik und Praxis.
Andreas Becker
Leiter des Arbeitsbereiches Altenarbeit und Pflege
und Geschäftsführer des Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflegerische Dienste (EVAP)
Arbeitsbereich Altenarbeit und Pflege
Im Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflegerische Dienste (EVAP) haben sich die diakonischen Einrichtungen rund um die Pflege und Altenhilfe zusammengeschlossen. Neben der ambulanten, stationären und teilstationären Pflege gehören auch Betreuungs- und Entlastungsangebote, Hospize und die Offene Altenarbeit der Kirchengemeinden dazu. Ein besonderer Fokus liegt auf der fachlichen Beratung unserer Mitglieder in den Bereichen Pflege, Organisation, Finanzierung, Recht sowie Digitalisierung und Fachkräftesicherung. Unsere Diakonie steht für 98 ambulante Pflegedienste und 113 stationäre Pflegeeinrichtungen, 78 Tagespflegen und 28 Hospize bzw. Hospizdienste, sowie 42 Einrichtungen mit Angeboten im Umfeld von Pflege.
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EXISTENZSICHERUNG UND INTEGRATION
Soziale Dienste zur Existenzsicherung und Partizipation nachhaltig sichern!
2024 stellte den Arbeitsbereich Existenzsicherung und Integration und seine Arbeitsfelder vor große Herausforderungen. Europawahl, Kommunal- und Landtagswahlen in Brandenburg, der Bruch der Bundesregierung und erhebliche Haushaltskürzungen in Berlin setzten die Träger zuwendungsfinanzierter Dienste massiv unter Druck. Die Planungsunsicherheit verschärfte sich 2024, obwohl viele der betroffenen Angebote Säulen der sozialen Infrastruktur sind, die verlässliche Regelfinanzierungen benötigen.
Das betrifft bundesgeförderte Migrationsdienste wie auch Allgemeine Sozialberatung oder Angebote der Wohnungsnotfallhilfe in Bezirken und Kommunen. Der Beratungsbedarf der Träger war hoch. Lobbyarbeit konnte Kürzungen nur teilweise abwenden. Einzelne Standorte mussten schließen, ein flächendeckender Einbruch der Beratungsangebote in den Bundesprogrammen konnte aber verhindert werden. Aufgrund der Unsicherheit blieben freie Stellen unbesetzt, Verträge konnten nicht rechtzeitig verlängert werden. Leistungseinschränkungen und Fachkräfteverlust sind die Folge. Dank des Engagements der Träger wurden die Dienste trotz der Risiken für die ratsuchenden Menschen bereitgestellt.
In Berlin waren Wohnungsnot und Wohnungspolitik Schwerpunkt unserer Arbeit. 2024 fehlten ca. 200.000 bis 220.000 Wohnungen. Wir brachten unsere Expertise ein im Bündnis für bezahlbares Wohnen, im parlamentarischen Raum zur Weiterentwicklung der Wohnungsnotfallhilfe, von Strategien zur Reduzierung der Wohnungslosigkeit, im Steuerungsausschuss Geschütztes Marktsegment. Unverzichtbar war dabei der Schulterschluss mit anderen Wohlfahrtsverbänden und Akteuren wie der Landesarmutskonferenz.
In Brandenburg gelang es, das Thema Wohnungslosigkeit in Politik und Verwaltung stärker in den Fokus zu rücken. Fachgespräche sowie Presseaktionen machten auf die Lebenssituation wohnungsloser Menschen aufmerksam. In vielen Landkreisen fehlen Angebote für Menschen in prekären Lebenslagen. Die vorhandenen zur ordnungsrechtlichen Unterbringung haben unterschiedliche Standards. Es fehlt auch an Unterstützung zur Überwindung der Wohnungslosigkeit. Die LIGA setzt sich für ein flächendeckendes Angebot Allgemeiner Sozialberatung und eine landesweite Strategie zur Prävention und Beseitigung von Wohnungslosigkeit ein.
Im Bereich Migration und Flucht stiegen Beratungsbedarf und Workload. Unsere Mitglieder engagieren sich mit vielen Einrichtungen. Populistische Debatten nahmen zu, das gesellschaftliche Klima gegenüber Zugewanderten verschärfte sich weiter. Gemeinsam mit Mitgliedern setzten wir uns unbeirrt für eine Versachlichung der Migrationsdebatte ein. Öffentliche Positionierungen sind auch zukünftig von hoher gesellschaftlicher Brisanz. Umso wichtiger war die Verlängerung der bis Ende 2024 befristeten Koordinierung im Flüchtlingsbereich, die für 2025 gelang.
Susanne Weller
Leiterin des Arbeitsbereiches Existenzsicherung und Integration
Arbeitsbereich Existenzsicherung und Integration
Der Arbeitsbereich unterstützt knapp 100 Träger, darunter 18 Regionale Diakonische Werke, in den Arbeitsfeldern Armutsbekämpfung, Wohnungslosenhilfe und Soziale Dienste, Grundsicherung, Beschäftigungsförderung, Schulden- und Insolvenzberatung, Migration, Flüchtlingsschutz und Inklusion, Interkulturelle Öffnung und Diversity, Gewaltschutz für Frauen und ihre Kinder, Stadtteilzentren und Gemeinwesenorientierung sowie Europa.
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BEHINTERTEN- UND SUCHTHILFE, PSYCHOZOZIALE HILFEN UND BETREUUNGSRECHT
Soziale Kälte und leere Kassen
Hart verhandeln für Menschen mit Behinderung
Schwerpunkt des Arbeitsbereiches war und ist die Vertretung der Mitglieder in Gremien und Rahmenvertragsverhandlungen gemäß SGB IX in Berlin und Brandenburg und das Voranbringen der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG).
Dazu gehört auch, dass Fachthemen und aktuelle Entwicklungen in zahlreichen internen Fachausschüssen, AGs und Workshops regelmäßig oder anlassbezogen diskutiert und bearbeitet werden.
Das Wahljahr 2024 verdeutlichte den gesellschaftlichen Wandel und die zunehmende soziale Kälte, insbesondere in Brandenburg. Um auf die Interessen der Menschen mit Behinderungen aufmerksam zu machen, hat der Fachverband für Teilhabe mit seinen Mitgliedern ein fachpolitisches Positionspapier entwickelt, das vor der Brandenburger Landtagswahl im politischen Raum verteilt wurde und den Mitgliedern die Möglichkeit eröffnete, die Argumente an geeigneten Stellen einzubringen bzw. vor Ort in den Kommunen zu nutzen. Die Forderungen flossen auch in das Positionspapier der LIGA-Verbände ein.
Die schwierige Haushaltslage in Ländern und Kommunen und deren Ziel, auch in der Eingliederungshilfe zu kürzen, setzt die Einrichtungen und Dienste aber auch die Menschen mit Behinderungen zunehmend unter Druck. So werden auch Rahmenvertragsverhandlungen in Berlin und Brandenburg maßgeblich durch die Haushaltsdefizite bestimmt.
Ziel in Berlin war es eine Rechtsverordnung zu verhindern und einen Rahmenvertrag zu verhandeln der die Menschen mit Behinderungen in ihren Teilhaberechten stärkt und den Mitgliedern eine auskömmliche Finanzierung der Leistungen sichert.
Die Ausführungsgesetze im Land Brandenburg, die den Kommunen ein großes Mitspracherecht einräumen, führten vor dem Hintergrund leerer Kassen zu einem Stillstand bei der Entwicklung landesweit einheitlichen Regelungen.
Gleichzeitig wächst der Bedarf an rechtlicher Unterstützung. Das zeigen vermehrte Anträge bei der Clearingstelle für individuelle Rechtsansprüche und der Schiedsstelle zur Durchsetzung angemessener Leistungs- und Vergütungsvereinbarungen.
Ein bemerkenswerter Erfolg war die Imagekampagne im Land Brandenburg für das Berufsbild der Heilerziehungspflege: Initiiert von den LIGA-Verbänden, unterstützt durch das Land Brandenburg hatte sie hatte eine leichte Steigerung der Ausbildungszahlen in der Heilerziehungspflege zur Folge, entgegen dem allgemeinen Trend. Über 1.000.000 Menschen haben die Kurzfilme auf Sozialen Medien im Großraum Brandenburg-Berlin angesehen, über 12.000 Personen haben die Kampagnen-Webseite besucht.
Der Arbeitsbereich hat im Jahr 2024 trotz schwieriger Rahmenbedingungen durch die Unterstützung der Mitglieder und dem Engagement auf Landesebene, zur Stabilisierung und Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe beigetragen.
Sabine Oster
Leiterin des Arbeitsbereiches Behindertenhilfe und Suchthilfe und Geschäftsführerin des Fachverbandes für Teilhabe
Arbeitsbereich Behindertenhilfe, Suchthilfe, Psychosoziale Hilfen und Betreuungsrecht
Der Arbeitsbereich unterstützt mehr als 60 Mitglieder mit über 400 Einrichtungen und Diensten, die Leistungen der sozialen Teilhabe, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und Leistungen zur Teilhabe an Bildung für Menschen mit Behinderungen und Suchterkrankungen erbringen. Darüber hinaus vertritt der Arbeitsbereich Mitglieder aus der Suchtselbsthilfe, den Betreuungsvereinen und Beratungsstellen. Der Fachverband hat sich mit einem zeitgemäßen Namen als »Fachverband für Teilhabe« neu aufgestellt und die Satzung des Vereins umfassend aktualisiert.
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KRANKENHÄUSER UND GESUNDHEIT
Krankenhausreform: Eine Chance für diakonische Krankenhäuser?
Die Krankenhausreform und das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) prägten den Berichtszeitraum maßgeblich. Ursprünglich plante der Bundesminister, die Krankenhausreform durch ein zustimmungspflichtiges Gesetz umzusetzen. Im Verlauf eines intensiven politischen Prozesses wurde das Reformgesetz jedoch in ein Einspruchsgesetz umgewandelt, wodurch die Gestaltungsmöglichkeiten der Länder eingeschränkt wurden. Gegen die Stimme des Landes Brandenburg und bei Enthaltung des Landes Berlin wurde das Gesetz im Dezember 2024 ohne Anrufung des Vermittlungsausschusses verabschiedet.
Nach Einschätzung des Verbands evangelischer Krankenhäuser (VEK) birgt die von der Ampelregierung durchgesetzte Krankenhausreform erhebliche Risiken für die Sicherstellung einer lückenlosen Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen. Ein kalter Strukturwandel gefährdet die Versorgung. Die neue Bundesregierung muss dringend handeln, da der Zugang zu Gesundheitsleistungen für die gesamte Bevölkerung ein hohes Gut darstellt.
Die vom VEK ebenfalls kritisierte Einteilung der Krankenhäuser in verschiedene Level wurde aus dem Gesetzgebungsverfahren zur Krankenhausreform herausgelöst und in ein separates Gesetzgebungsverfahren (Krankenhaustransparenzgesetz – KTG) überführt. Ein zentraler Bestandteil des KTG war die Erstellung und Veröffentlichung des Klinik-Atlas durch das BMG. Wie bereits im Vorfeld prognostiziert, erwies sich der Klinik-Atlas als erheblich fehlerhaft und bot keine Verbesserung der Qualitätsdarstellungen für Patientinnen und Patienten.
Zahlreiche weitere Gesetze, Verordnungen und Regelungen der Selbstverwaltung führten erneut zu einer erhöhten Bürokratielast für Krankenhäuser. Trotz politischer Anerkennung dieser Belastung wurden keine umfassenden Entlastungsmaßnahmen umgesetzt. Ein unerwarteter Antrag zum Medizinforschungsgesetz erhöhte die Bürokratie zusätzlich.
Auf Landesebene kämpften nicht-öffentliche Krankenhäuser in Berlin weiterhin gegen Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Sonderzahlungen an öffentliche Krankenhäuser. Die gegen das Land Berlin eingereichte Klage wurde weiterverfolgt. Das Verfahren ist weiterhin anhängig, ohne dass bisher in der Sache vor Gericht verhandelt werden konnte – ein höchst unbefriedigender Zustand. Der VEK und der diakonische Landesverband begleiteten das Klageverfahren aktiv und versuchten parallel, in einen Dialog mit der Landesregierung zu treten. Ein Rechtsgutachten deutete auf mögliche Verstöße gegen das Grundgesetz und EU-Recht hin. Dies gilt es parallel weiterzuverfolgen.
Im Vorfeld der Landtagswahlen in Brandenburg brachte der VEK die Themen Investitionsförderung, Fachkräftegewinnung, Sicherung der flächendeckenden Versorgung sowie eine ausreichende Betriebskostenfinanzierung als zentrale Anliegen zur Sicherung der Krankenhausversorgung in die Diskussion ein. Zusätzlich beteiligte sich der VEK am Sozial-O-Mat des Landesverbands mit Forderungen im Bereich »Gesundheit und Pflege«.
Detlef Albrecht
Leiter des Arbeitsbereiches Gesundheit und Geschäftsführer des Verbandes Evangelischer Krankenhäuser (VEK)
Arbeitsbereich Krankenhäuser und Gesundheit
An 22 Standorten in Berlin und Brandenburg leisten diakonische Krankenhäuser Hilfe von der Kinder- bis zur Altersmedizin. Dafür stehen ca 1.600 Ärztinnen und Ärzte, 3.000 Pflegekräfte und 1.000 Mitarbeiter im weiteren medizinischen Personal bereit. Die Arbeitsbereichsleitung ist zugleich Geschäftsführung des Verbandes Evangelischer Krankenhäuser (VEK).
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JUGENDHILFE
Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien
Der dauernde Kampf gegen das politische „Vielleicht“
Kaum hatte Berlin Teile der nach den Silvesterkrawallen versprochenen 60 Mio. EUR für Jugendsozialarbeit und -förderung verplant, begannen 2024 schnell die Kämpfe um deren Kürzung. Alle zugesagten Anpassungen wurden haushaltspolitisch wieder angesichts eines riesigen Sparzwangs mit einem »vielleicht« versehen. U. a. im Bündnis »Perspektive.Jugendarbeit.Berlin« nahmen und nehmen wir mit anderen fachpolitischen Akteuren Einfluss.
Außerdem konnten wir akuten Problemen mit Kollektenmitteln begegnen – die natürlich nicht geeignet sind, um dauerhaft die wachsenden Haushaltslücken zu schließen.
15 Projekte in Berlin und Brandenburg wurden aus der Kollekte »Offene Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit« gefördert.
Trotz des Haushaltsdrucks konnten wir in Berlin wichtige Verbesserungen im Berliner Rahmenvertrag Jugendhilfe durchsetzen. Stationäre Angebote können sich über dringend nötige Verbesserungen in der Personalausstattung freuen. Auch der Nebenkostenkatalog wurde reformiert, es stehen nun mehr Mittel für z. B. Bekleidung, Freizeitaktivitäten und Klassenfahrten zur Verfügung. Für die pauschalen Entgeltanpassungen konnten wir wieder eine Berücksichtigung der diakonischen Tarifentwicklungen erreichen.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Alle diakonischen Angebote der Familienförderung und -beratung stehen in Berlin bis heute ohne verbindliche finanzielle Planungssicherheit da. Eine Zumutung. Unsere diakonischen Mitgliedsträger haben dennoch allein mit ihren über 100 Beratungsfachkräften in der Erziehungs- und Familien- sowie der Paar- und Lebensberatung gut 10.000 Beratungen übernommen und damit in Berlin und Brandenburg weit über 12.000 Menschen erreicht.
Ein bedarfsgerechter Ausbau der Schwangerschafts-(konflikt)beratung konnte in Berlin politisch erstritten werden, auch diakonische Träger haben so ihre Angebote erweitert.
Mit den Wahlen in Brandenburg benötigten Politik und Verwaltung Zeit, um sich neu zu sortieren, die Umsetzung des Brandenburger Kinder- und Jugendgesetzes (BbgKJG) begleiteten wir bis zu dessen Inkrafttreten. Ebenso behielten wir die Umsetzung des Start-Chancen-Programms im Blick.
Durch das Aus der Ampelregierung im Bund, stoppte leider die bereits fortgeschrittene SGB VIII-Reform erneut. Daher machten wir die inklusive Jugendhilfe zu einem unserer zentralen Themen. Auftakt bildeten ein Fachtag zur inklusiven Jugendhilfe gemeinsam mit dem Fachverband für Teilhabe und ein weiterer Fachtag zur inklusiven Erziehungs- und Familienberatung. Wir gewannen zudem eine neue Kollegin, um uns mit zusätzlichen Stellenanteilen diesem wichtigen Thema intensiver widmen zu können.
Dank unserer 15 internen Vernetzungsformate, diverser diakonischer Fachveranstaltungen und vor allem der Mitarbeit in ca. 60 externen Gremien, konnten wir im Jahr 2024 einige Verbesserungen erreichen, manche Verschlechterung verhindern und dem öffentlichen »Vielleicht« immer wieder ein diakonisches »Aber sicher!« entgegensetzen.
Volker Stock
Leiter des Arbeitsbereiches Jugendhilfe und Geschäftsführer des Fachverbandes Evangelische Jugendhilfen (FEJ)
Arbeitsbereich Jugendhilfe
Der Fachverband Evangelische Jugendhilfen (FEJ) ist ein Zusammenschluss von evangelischen Trägern und Einrichtungen, die im Bereich der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe arbeiten. Insgesamt sind im Fachverband 39 evangelische Träger vertreten, die mit aktuell über 120 Einrichtungen und Diensten in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz tätig sind. Mit 3.750 Plätzen ist die Diakonie u. a. eine der größten Anbieterinnen von (teil-)stationären Hilfen zur Erziehung.
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EHRENAMT UND ENGAGEMENT
Erfahrung, Innovation, Kürzung – Quo vadis freiwilliges Engagement
Im Jahr 2024 lag der Fokus unserer Arbeit auf den Themen Seelsorge, Beratung, Vermittlung und Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedsunternehmen. Die Weiterentwicklung unserer Beratungs- und Seelsorgeangebote in unserem Freiwilligenzentrum Berlin in der Schönhauser Allee spielte dabei eine zentrale Rolle: Die hohe Nachfrage nach Beratung für geflüchtete Menschen aus der Ukraine hielt das gesamte Jahr über an. Wichtige Anlaufstelle war das russisch- und
ukrainisch-sprachige Telefon Doweria. Das Angebot feierte im November sein 25-jähriges Bestehen. Im Januar 2024 beging die Kirchliche Telefonseelsorge Berlin ihr 35-jähriges Jubiläum und durfte am Jahresende den Eberhard Diepgen-Preis der Berliner CDU entgegennehmen. Unsere Onlineberatung für Kids erhielt einen kompletten Relaunch als vertraudich.online und wurde um eine neue Chatberatung in Kooperation mit der Jungen Nordkirche erweitert. Im August nahmen wir als Landesverband »vertraudich.online« erstmals an der Rave-Veranstaltung »Zug der Liebe« mit tausenden Teilnehmenden teil. Die Freiwilligenagentur Charisma für Ehrenamtliche konnte ihre Dienstleistungen ausbauen und die Organisation von Social Days für Unternehmen umfangreicher im Verband etablieren. Wichtige Ehrenamtsprojekte wie die Ausbildungsbrücke und Känguru – hilft und begleitet eröffnen seit mittlerweile 10 und 15 Jahren erfolgreich Perspektiven. »Känguru goes Brandenburg« wurde als neue Initiative zur Ausweitung der Familienhilfe gestartet. Im Rahmen der diakonisch geförderten »Tischgespräche Hausgemacht« konnten wir eine bessere Vernetzung rund um die evangelische Ehrenamtslandschaft in Brandenburg aus der Taufe heben und 22 neue Ehrenamtliche im Beauftragungsgottesdienst der Telefonseelsorge in Woltersdorf begrüßen.
In den Freiwilligendiensten bestimmten Debatten um einen Pflichtdienst das Jahr. 2024 feierten wir die Erfolge von 60 Jahren FSJ in Deutschland, begleitet von politischen Gesprächen u. a. mit dem Brandenburger Minister Steffen Freiberg, MdB Dr. Ottilie Klein und diversen anderen politischen Akteuren zur Verbesserung der prekären Landes- und Bundesförderung.
Am 23. September demonstrierte unsere Diakonie Freiwilligendienste gegen Mittelkürzungen im Bundeshaushalt. Ein weiteres politisches Highlight war das Treffen von Freiwilligen mit Paul Ziemiak (CDU) zur Holocaust- und antisemitismuskritischen Bildung. Die pädagogische Relevanz der Freiwilligendienste zeigte sich besonders eindrucksvoll im Rahmen der abermaligen Gedenkstättenfahrt für unsere Freiwilligendienstleistenden nach Lodz und Kulmhof im Juli. In diesem Sinne gründete sich in unserem Arbeitsbereich die AG »Stolpersteine«. Sie konnte die Verlegung von fünf Stolpersteinen vor dem Haus der Diakonie organisieren, begleitet von einer umfangreichen Dokumentation.
Zu den Herausforderungen des Jahres gehörte die Sicherung der öffentlichen Finanzierung der landesdiakonischen Projekte unseres Arbeitsbereichs. Auch der drohende Wegfall von 40 Millionen Euro im Bundeshaushalt 2025 stellt eine ernste Bedrohung für die Freiwilligendienste dar und die Diskussionen um den Berliner Sparhaushalt verheißen nichts Gutes. Deshalb haben wir zum Jahresende gemeinsam mit vielen Tausenden gegen eine Kürzung des Sozialen Berlin demonstriert.
Konrad Müller
Leiter des Arbeitsbereiches Ehrenamt und Engagement
Arbeitsbereich Ehrenamt und Engagement
Information – Beratung – Vermittlung – fachlicher Austausch
Unsere zentrale Servicestelle Freiwilligenagentur Charisma entwickelt sich! Hier koordinieren wir die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich Ehrenamt (AKD) unserer Landeskirche EKBO, geben den gemeinsamen Newsletter »Ehrenamt Evangelisch« heraus und führen eine Vielzahl an Vernetzungs- und Weiterbildungsveranstaltungen durch. In den Ligen der Wohlfahrtsverbände Berlin und Brandenburg arbeiten wir eng mit den Fachkolleg:innen zusammen und organisieren die Vertretung unserer Mitglieder. 1.260 Mitmenschen engagieren sich im diakonischen Ehrenamt und über 458 leisten einen Freiwilligendienst in unserer Diakonie.
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