Erziehungs- und Familienberatungsstellen
Eine besondere Bedeutung im Spektrum der Beratungsleistungen der Kinder- und Jugendhilfe hat die Erziehungsberatung. So ist die Erziehungsberatung gemäß § 28 SGB VIII bezüglich ihrer quantitativen Inanspruchnahme allein die mit Abstand am meisten genutzte Erziehungshilfe.
Entsprechend dem gesetzlichen Auftrag unterstützen Erziehungsberatungsstellen und andere Beratungsdienste und -einrichtungen Kinder, Jugendliche, Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Klärung und Bewältigung individueller und familienbezogener Probleme und der zugrundeliegenden Faktoren, bei der Lösung von Erziehungsfragen sowie bei der Bewältigung von Trennung und Scheidung. Dabei arbeiten Fachkräfte verschiedener Fachrichtungen zusammen, die mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen vertraut sind. Erziehungsberatung ist zugleich eine untypische Hilfeform, weil sie niedrigschwellig geleistet wird: der Ratsuchende hat einen direkten und zeitnahen Kontakt zu einem Berater oder einer Beraterin, ohne zunächst einen Antrag an das Jugendamt zu stellen.
Erziehungsberatung konkret
Im Vergleich zu anderen Erziehungshilfen ist diese Form der Beratung eine kürzere – durchschnittlich werden 12 Sitzungen pro Fall aufgewendet – therapeutische Intervention, die in der Regel durch eine „Kommstruktur“ gekennzeichnet ist. Erziehungsberatung wird häufig von Eltern mit Grundschulkindern aufgesucht: über 4 Prozent der Sechs- bis unter Zehnjährigen sind direkt oder indirekt, Adressaten von Erziehungsberatung. Etwa ein Drittel der Beratungen haben die Bewältigung von Trennung und Scheidung zum Thema.
Immer mehr Eltern wenden sich bei Fragen und Problemen bezüglich Erziehungs-, Entwicklungs- und Schulproblemen an Beratungsstellen. In den Erziehungs- und Familienberatungsstellen arbeiten Fachteams von Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen, Pädagog*innen und anderen beraterisch-therapeutische Fachkräften. Neben der Beratung, der Abschätzung von Kindeswohlgefährdungen und der Mitwirkung im familiengerichtlichen Verfahren, werden von den Mitarbeitenden in der Beratungsstelle auch präventive Aufgaben wahrgenommen. Hierzu zählen die Förderung von Eltern- und Partnerschaft, Präventionsangebote für Kinder und Jugendliche und die Supervision für Fachkräfte anderer Einrichtungen. Auch Vernetzungsaufgaben, wie die Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendpsychiatrie, mit Familienzentren und im Netzwerk Früher Hilfen/Kinderschutz zählen zum Leistungsspektrum einer Erziehungsberatungsstelle.
Professionelle Beratungsangebote finden auch im Internet statt. Virtuelle Beratungsstellen im Bereich des DWBO bieten Onlineberatung an. Vor allem Jugendliche finden hier Unterstützungsressourcen. Zunehmend wird diese Beratung aber –nicht zuletzt Corona geschuldet- auch von Älteren genutzt. Dabei wird jedoch die „klassische“ Beratung nicht ersetzt. Vielmehr stellt die Onlineberatung einen ergänzenden Baustein in dem Gesamtangebot von Beratung dar.