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Carl Chung

Drei Fragen an Carl Chung

Carl Chung klärt als Fachleiter bei »Jehi 'Or« unter anderem auch über Antisemitismus auf und steht unserem Projekt häufig als Referent zur Verfügung.

Sind Sie ein Gutmensch?

Ich bemühe mich, die Begabung des Menschen – also auch meine – mit Vernunft, Mitgefühl, Kreativität, sittlichem Bewusstsein und der Fähigkeit zur Selbsterkenntnis sowie mit einem freien Willen zu entfalten und zu nutzen: für ein verantwortliches Mittun am Wandel der Welt zum Besseren. Zu was macht mich das?

Sagen Sie uns die Zukunft voraus: Was sehen Sie im Jahr 2030?

Ich kann die Zukunft nicht vorhersagen. Doch ich versuche, mein Handeln im Hier und Jetzt von der Zielvorstellung leiten zu lassen, dass meine dann 25jährige Tochter 2030 mit ihrer individuellen Besonderheit in Deutschland als Freie und Gleiche unter Gleichen lebt, die nicht nach der Abstammung und Herkunft ihrer Vorfahren, nicht nach der Zugehörigkeit zu einer ethnischen oder religiösen Gruppe, nicht nach ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Identität oder einem anderen willkürlichen Diskriminierungsmerkmal, sondern nach dem Wesen ihrer individuellen Persönlichkeit und ihrem willentlichen Tun beurteilt werden. Ich hoffe, dass sie 2030 in einer Welt leben wird, in der volksverhetzende Verschwörungsmythen und irrationale, gegenaufklärerisch-antihumanistische Ideologien, der ignorante Glaube an „alternative Fakten“ und narzisstische Realitätsverweigerung getrost als bloß lächerlich verlacht werden können. Und ich glaube, dass dies – wenn wir heute dafür wirken – eine mögliche Zukunft ist.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Hoffnung macht mir das Wunder und die Geschichte des Lebens, das sich, allen Katastrophen zum Trotz, immer wieder behauptet und entfaltet hat. Hoffnung macht mir der Mensch, der diese Geschichte kraft seiner menschlichen Begabungen ergründen, bewundern und mitgestalten kann. Hoffnung macht mir, dass sich diese Fähigkeit in Früchten menschlicher Schöpfungskraft, deren Schönheit, Kraft oder tiefe Weisheit mich gelegentlich berühren und manchmal anrühren, immer wieder erweist – und sei es nur durch einen Song, ein Bild, eine Film-Szene, ein Buch, ein Bauwerk oder einen Garten. Hoffnung macht mir der dadurch begründete Glaube, dass, um es mit dem jüdischen Menschensohn Jeschua BenMirjam (Jesus, Sohn der Maria) zu sagen, das „Reich der Himmel“, das Befreiung, Gerechtigkeit, Vernunft und Liebe verwirklicht, nicht von außen in diese Welt hereinbricht, sondern „inwendig“ schon in den Menschen keimt, die sich so einem Leitbild – so unterschiedlich sie es jeweils für sich beschreiben mögen – öffnen und verpflichten.


Carl Chung ist Fachleiter für Politische Bildung und Projekte bei der »Jehi 'Or« Jüdisches Bildungswerk für Demokratie – gegen Antisemitismus gUG (JBDA). Er gibt Workshops zu Judentum und Antisemitismus für „Demokratie gewinnt! In Brandenburg!“. Informationen zu den Fortbildungen und Aktivitäten unseres Projektes finden Sie auf "Demokatrie gewinnt".

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