VETK 30.03.2022
Zwei drängende Aufgaben im Kita-Bereich und wie sie angegangen werden:
Eine Bewertung der Berliner Regierung nach 100 Tagen
Wie nähern wir uns einer Einschätzung der ersten 100 Tage Berliner Regierung? Das 100-Tage-Papier in Augenschein genommen, erfährt man noch nicht viel zu geplanten Vorhaben und Investitionen im Kita- Bereich. Mit Sicht auf den Koalitionsvertrag und auf die erste große Aufgabe der Senatsressorts Mittel für ihre Themen in den Haushalt 2022 und 2023 zu platzieren, können wir eine Bewertung der ersten 100 Tage dieser Regierung, speziell für den Kita- Bereich wagen.
In Berlin fehlen weiter Kitaplätze - Wir fordern mehr Ausbaumittel!
Ende 2021 lebten laut Melderegister in Berlin 224.879 Kinder im Alter von 1 bis 7 Jahren. Davon wurden 176.820 Kinder in Berliner Kindertagesstätten und 5098 Kinder in Tagespflegestellen betreut. 42.961 Kinder wären nach der offiziellen Statistik nicht in den Berliner Kindertagesstätten. Um einen Kita-Platzbedarf zu ermitteln, müssen die Kinder, die vorzeitig eingeschult werden, deren Eltern keinen Kita- Gutschein beantragen mögen, u.ä. herausgezählt werden. Trotzdem erscheint ein hoher Platzbedarf, der nicht erfüllt werden kann. Schon die Annahme nur der Hälfte fehlender Plätze, reicht, um die Forderung nach deutlichen Ausbaumaßnahmen zu bekräftigen. Auch in der Zukunft wird ein Zuwachs an Kindern in dieser Stadt zu verzeichnen sein. Ein kleiner Rückgang der Geburtenzahl in 2020 wird sich aller Wahrscheinlichkeit nicht dauerhaft einrichten.
Die Nachfrage um Plätze für alle aktuell ankommenden Kinder aus dem Kriegsgebiet der Ukraine wird zusätzlich zeigen, dass nur eine gewisse Zahl zuverlässig schnell in die Kitas integriert werden wird. Trotz noch bestehender Platzreserven und bei allem Engagement der Kita-Träger bei der Bereitstellung weiterer Plätze wird das System schnell an seine Grenzen kommen. Denn so viele freie Platzreserven, wie erforderlich wären, gibt es nicht. Für eine zügige Betreuung der Kinder aus der Ukraine benötigen wir daher zusätzliche Platzkapazitäten sowie Mittel für alternative Betreuungsmöglichkeiten in den Unterkünften, für Spielgruppen u.ä. Mit diesen zusätzlichen Angeboten werden Brücken gebaut und der Übergang zu Kita und Schule sowie die Teilhabe an der Gesellschaft erleichtert. Es käme ein Stück Normalität in den Alltag der Familien.
Es ist zu befürchten, dass trotz der massiven Ausbaubemühungen weiterhin viele Kinder ohne Kitaplatz bleiben, da die verfügbaren Mittel für den Kita-Ausbau nicht ausreichen werden. Dafür gibt es folgende Gründe: Die Förderung des Bundes ist ausgelaufen und die Landesmittelförderung für geplante Bauvorhaben im Jahr 2023 ist aktuell schon ausgeschöpft. Für die Jahre 2022 und 2023 hat das Land Berlin Ausbaumittel i.d.H.v. 56,5 Mio. eingeplant. Das Kita-Bündnis, dem wir als VETK angehören, geht von einer Mittelsumme von 700 Mio. bis 2026 aus. Deshalb fordern wir eine deutliche Anhebung der Ausbaumittel im zu beschließenden Landeshaushalt.
Darüber hinaus sollte sich das Land Berlin, das aktuell den Vorsitz in der Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder hat, für weitere/ neue Kitaausbaumittel des Bundes stark machen.
Kita- Sozialarbeit noch nicht auf der Agenda , warum?
Neben dem Ausbau an Plätzen ist dem Verband der Evangelischen Kindertagesstätten ein besonderes Anliegen, dass vor Ort eine fachliche Begleitung, Unterstützung und Vermittlung der Familien in professionelle Hilfestrukturen angeboten werden kann, die über die regelhafte Ausstattung hinausgeht und diese sinnvoll ergänzt Wir begrüßen sehr, dass Kita-Sozialarbeit als Prüfauftrag im Koalitionsvertrag der Regierungskoalition steht. In den ersten 100 Tagen der amtierenden Regierung sind zu Kita-Sozialarbeit noch keine Arbeitsschritte zu verzeichnen. Der Verband VETK steht der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie bei der Umsetzung des Prüfauftrags gern zur Seite und kann dabei auf langjährige Erfahrungen aus Pilotprojekten in evangelischer Trägerschaft zurückgreifen. Wir finden es wichtig, dass alle Familien in Berlin von Kita-Sozialarbeit profitieren. Es sind Fragen der Unterstützung in der Erziehung, in der Begleitung von familiären Krisen, in der Beratung der Familien und Kinder im Alltag und auch die Möglichkeit frühzeitiger Beobachtung von bedrohtem Kinderschutz, als auch der Aufbau eines Netzwerkes in der im Sozialraum der Kita, was uns für Kita- Sozialarbeit antreibt. Nicht zuletzt können auch Krisen, wie wir sie gerade erleben, durch Kita-Sozialarbeit besser aufgefangen und professionell bearbeitet werden. Wir fordern die Regierung auf Sozialarbeit in Kitas zu implementieren. Wir stehen bereit.
*Zahlen sind der Quellen Bevölkerungszahlen laut Melderegister / Amt für Statistik Berlin- Brandenburg, Stichtag: 31.12.2021 entnommen.